Familie Stöhr
Der junge Karl Stöhr geb. am 29.08.1916 in Staffel – einem kleinen Ort bei Limburg- kam während des 2. Weltkrieges verwundet nach Königstein ins Lazarett.
Dort im heutigen „Eisenbahner Erholungsheim“ lernte er die junge Elisabet König geb. 31.08.1922 kennen, die als Krankenschwester arbeitete.
Aus dem Kennenlernen wurde mehr und 1942 wurde geheiratet. Der Krieg ging weiter und Karl Stöhr kam in französische Gefangenschaft.
Während eines Gefangenentransports nach Kriegsende 1945 gelang es ihm in Frankfurt zu flüchten und er kam zurück nach Altenhain zu seiner Frau. In seinen Heimatort Staffel konnten sie nicht, da dieser in der französischen Besatzungszone lag, also blieb man im schönen Altenhain.
Seinem kaufmännischen Talent, seinem Geschick und Fleiß verdankt es seine Familie, dass es trotz der harten Zeiten nur an wenig fehlte.
Der Hobbymaler verkaufte selbstgemalte Glückwunschkarten und allesmögliche an Nähzeug und Hosengummis. Alles was die Leute damals brauchten, sich in eine Tasche packen und gut transportieren ließ, schnürte er zusammen und zog mit seinem Fahrrad von Haus zu Haus.
Am 25.07.1947 erblickte Tochter Brigitte das Licht der Welt.
Kurz danach eröffnete er sein erstes Geschäft in der Schulstraße 3 (heute Heidenfelder Str.) im Hause Beuth oder wie die Altenhainer auch sagten beim „Julchen“.
Jetzt hatte er eine Annahmestelle für Reinigung, Verkauf von Schreibwaren und die Poststelle und musste nicht mehr über Land fahren.
Die Familie vergrößerte sich, am 08.12.1952 wurde die 2. Tochter Ingrid geboren. Man brauchte mehr Platz für die Familie und auch das Geschäft sollte erweitert werden.
So zog man auf die andere Straßenseite um in die Schulstraße 2, das Elternhaus von Elisabet Stöhr.
Heute (2025) wohnt dort Familie Lutz.
Herr Stöhr gab sich große Mühe den Wünschen seiner Kunden nachzukommen und was nicht verfügbar war, wurde besorgt. Kein Sonderwunsch war zu kompliziert.
Dennoch war der Bezug der Altenhainer mehr zu seiner Frau, es hieß immer „ich geh mal zur Ella – mal sehen ob die Ella das hat – ich geh zu Ella einkaufen“ aber ich habe nie gehört das jemand sagte „ich geh zum Karl“ (Anmerkung)
Vielleicht lag es daran, dass Herr Stöhr ein eher ruhiger und kauziger Typ war. Ella hatte etwas mütterliches, gerade wenn die Schulkinder wegen ihres Stickgarns für den Handarbeitsunterricht kamen oder Wolle für die ersten Strickversuche benötigten.
Jedenfalls zog man 1956 erneut um in die Langstrasse 29 in das Haus der Wehners. Ein ehemaliges Konsumgeschäft mit Schaufenstern und wesentlich größer.
Hier konnte man nun wirklich alles bekommen, angefangen von Schreibwaren, Schulbedarf bis zur Zeitung. Aber auch Textilien, egal ob Hosen, Anzüge, Hemden oder Arbeitskleidung, alles war vorhanden oder wurde besorgt.
Nur die Poststelle gab man an die Familie Kunz weiter, die bereits einen kleinen Schusterbetrieb unterhielt.
Es gab noch kein Main-Taunus-Zentrum und auf den umständlichen Weg nach Höchst machte sich der Normalbürger nur selten, weil er sehr zeitaufwändig war.
Familie Stöhr konnte sich Eigentum erarbeiten und kaufte 1964 das Grundstück in der Langstrasse 35 (heute 38 – 40).
Auf diesem Grundstück stand ein kleines Häuschen (gehörte Fam. Stix). Zunächst wohnte man dort auf sehr beengtem Raum und betrieb das Geschäft für kurze Zeit.
Im gleichen Jahr begann der Neubau des jetzigen Gebäudes und man konnte zum Jahresende sogar schon den neuen Laden eröffnen.
Nun holte Herr Stöhr auch seine Mutter aus Staffel zu sich, wo sie von 1964 bis 1979 blieb. Der Einzug ins neue Haus dauerte allerdings noch bis Ende 1965.
Dann wurden die Töchter des Hauses erwachsen. Am 17.07. 1967 heiratete Tochter Brigitte den Sulzbacher Walter Kuch.
Zu Jahresanfang 1972 wurde das Ladengeschäft nochmal vergrößert auf die endgültige Größe und im Dezember eröffnet.
Der endgültige Abriss des alten, kleinen Häuschens fand 1973 statt.
Die zweite Tochter der Stöhrs, Ingrid, heiratet am 11.04.1974 den Gerolzhofener Werner Hock. Aus dieser Ehe gehen die Söhne Oliver, geb. 28.09.1974 und Pascal, geb. 14.04.1977 hervor.
Karl Stöhr war wie gesagt ein ruhiger eher abweisend wirkender Mensch – aber ein begeisterter Maler und geschickter Kaufmann, der für seine Familie viel erreicht hat.
Im MGV Taunusliederzweig war er ein engagierter Sänger, der über Jahrzehnte bei keiner Singstunde fehlte. Bis 1979 war er auch Kassierer des Vereins.
1977 übergab Karl Stöhr aus gesundheitlichen Gründen das Geschäft an seine Frau Elisabet. Er verstarb am 08.07. 1979 in Altenhain.
Elisabet „Ella“ führte das Geschäft zusammen mit Ihrer Tochter Ingrid weiter nach dem bewährten Motto „Was nicht vorhanden ist, wird besorgt“
Aber nicht nur Geschäfte wurden hier abgewickelt, nein man konnte von den Damen auch guten Rat für alle Probleme des Lebens bekommen. Ebenso war der neueste Klatsch und Tratsch hier verfügbar. Falls man nicht wusste wer gestorben ist oder wer wen wann heiratet, hier konnte man es in der Regel erfahren.
Besonders faszinierend war die Kopfrechenbegabung der Ella Stöhr, die oft schneller im Kopf rechnete als der Taschenrechner das Ergebnis zeigte.
Aber 1995 gab auch sie aus gesundheitlichen Gründen das Geschäft an Tochter Ingrid weiter, half aber wenn es drauf ankam mit aus.
Elisabet Stöhr verstarb am 25.03. 2007 in Altenhain.
Die ständig wachsende Konkurrenz durch Discounter, das MTZ nur wenig entfernt und die wachsende Mobilität der Kundschaft hat wie für viele andere Einzelhändler das Ende gebracht. So schloss Ingrid Hock schweren Herzens ihren Familienbetrieb am 31.12.2008.
Der letzte Kunde war Harald Horn.























